Heizen mit Kerzen: Das bringt der Teelichtofen wirklich

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Angesichts dessen, dass Energie so teuer wie nie ist, versuchen viele Menschen, andere Heizmöglichkeiten zu finden. Das Heizen mit Kerzen ist derzeit sehr beliebt. Ein nicht ganz ungefährlicher Trend, wie Experten wissen.

Gemütlicher Teelichtofen: Heizen mit Kerzen für einen kuscheligen Raum?

Das Heizen ist teuer geworden und seitens der Politik gibt es keine wirkliche Entwarnung. Verständlich, dass die Menschen auf der Suche nach einer Alternative sind und zum Beispiel das Heizen mit Kerzen probieren wollen.

Wobei sich die Frage stellt, inwieweit Teelichter eine echte Heizung ersetzen oder wenigstens ergänzen können sollen. Immerhin sind sie doch recht klein und geben auch nur wenig Wärme ab. Findige Leute haben aber entdeckt, dass die angebliche Alternative zum Ofen oder zur Heizung vielleicht doch sinnvoll genutzt werden kann.

Für besondere Stunden sind Kerzen unverzichtbar. Sie schaffen ein wohliges, romantisches Gefühl ( Foto: Adobe Stock - Africa Studio )

Für besondere Stunden sind Kerzen unverzichtbar. Sie schaffen ein wohliges, romantisches Gefühl ( Foto: Adobe Stock – Africa Studio )

 

Blumentopf plus Teelichter = neue Heizung (Video)

Auf den Bildern im Internet sieht das Heizen mit Kerzen ganz einfach aus. Man nehme einen Blumentopf, drehe diesen um und stelle Teelichter darunter. Damit soll ausreichend Wärme erzeugt werden, um eine Wohnung oder wenigstens einen einzelnen Raum auf eine angenehme Temperatur zu beheizen.

Diese Konstruktion nennt sich Teelichtofen und kommt in verschiedenen Bauarten daher. Sogar verschiedene Hersteller solcher Teelichtöfen sind im Internet zu finden, wobei sie keine schlechte Geschäftsidee zu haben scheinen. Manche Modelle, die als alternative Tischheizung angepriesen werden, kosten bis zu 50 Euro.

Die neue Heizung ist aber auch selbst herzustellen. Benötigt wird dazu nur einen Untersetzer aus Ton, wie er üblicherweise für einen Blumentopf verwendet wird. Wichtig ist hier das Material, denn wer auf Kunststoff setzt, wird keine Freude an seinem Teelichtofen haben. Der Heimwerker bohrt nun ein Loch in den Untersetzer, wobei sich dieses Loch genau in der Mitte befinden soll. Hier soll eine Gewindestange durchgeführt werden, die senkrecht angebracht werden muss. Damit das möglich ist, braucht es noch Unterlegscheiben und Muttern.

Jetzt kommen die beiden Tontöpfe, ebenfalls aus dem Bereich Blumenzubehör. Ein Topf soll etwas kleiner sein als der andere, beide werden umgedreht. Der Bastelfreund befestigt die Töpfe jetzt mithilfe von Abstandshaltern auf der durch den Untersetzer geschobenen Gewindestange. Zwischen den beiden Töpfen muss unbedingt noch Platz sein, sie dürfen sich nicht berühren! Zuletzt werden die Teelichter auf den Untersetzer gestellt. Hierbei muss es sich natürlich um echte Kerzen handeln, bitte keine elektrischen Teelichter verwenden.

Die Funktionsweise beim Heizen mit Kerzen ist nun ganz einfach. Man zünde die Kerzen an und schon kann die erwärmte Luft zwischen den Töpfen zirkulieren. Damit wiederum wird die Luft um ein paar Grad erwärmt. Die Wärme wird in den Raum abgegeben. Soweit klingt alles ganz logisch, doch jetzt stellt sich die berechtigte Frage: Wie soll so ein kleiner Teelichtofen einen Raum oder gar eine ganze Wohnung mit Wärme versorgen? Dass sich in direkter Umgebung die Luft um wenige Grad erwärmt, ist klar. Aber entferntere Stellen dürften nur schwer wärmer werden.

Video: Günstig bis Kostenlos Heizen, Effektivitätsvergleich! Wahrheit Teelichtofen und Blumentopf Heizung

Der Versuch, Effizienz zu beweisen

Anhänger des zugegeben sehr romantisch wirkenden kleinen Ofens in der Wohnung sowie natürlich die Hersteller derselben schwören auf die Effizienz und die damit verbundenen Kostenersparnis bei Teelichtöfen. Doch wirklich Klarheit kann nur ein Selbstversuch bringen.

Dieser wurde gestartet und fand unter folgenden Bedingungen statt:

  • Raum in einer Altbauwohnung
  • hohe Decken (ca. 4 m)
  • nicht sicher abdichtende Fenster
  • Größe des Raums: ca. 15 m²

Im Versuch stand eine dreiviertel bis eine Stunde zum Beheizen zur Verfügung. Die Temperaturen im Außenbereich befanden sich noch im Plusbereich, sie könnten am besten mit frühlingshaften Temperaturen beschrieben werden und betrugen um 15 °C. Angeblich ließe sich die Temperatur im Raum unter diesen Bedingungen mit einem einzigen Teelichtofen um bis zu zwei Grad Celsius anheben.

Der Ofen, der für das geplante Heizen mit Kerzen eingesetzt wurde, erwärmte die Luft aber nur um magere 0,5 Grad. Damit war es nicht viel wärmer als vorher. Andere Modelle von Teelichtöfen heizen nicht mit zwei Kerzen, sondern setzen auf vier oder mehr. Natürlich strahlen diese mehr Wärme ab. Die gemessenen Temperaturen unterscheiden sich zudem je nach Aufstellungsort des Thermometers. Bei immer gleichen Versuchsbedingungen lassen sich nur marginale Unterschiede bei den verschiedenen Öfen erkennen.

Die Grenzen der Physik und Probleme mit der alternativen Heizung

Sicherlich lassen sich je nach verwendetem Teelichtofen Unterschiede feststellen, was die Erwärmung der jeweiligen Räume angeht. Kritiker gehen davon aus, dass es sich vor allem um die Wohlfühlwärme handelt, die weniger mit dem Thermometer als vielmehr mit dem eigenen Gefühl gemessen wird. Wer sich angesichts der brennenden Kerzen wohl und zu Hause fühlt, verträgt auch ein bis zwei Grad weniger im Raum. Das Heizen mit Kerzen hätte in dem Fall vor allem einen psychologischen Nutzen.

Video: Experiment: Raum heizen mit 99 Kerzen… Imposantes Ergebnis!

Heizen mit Kerzen und die Physik umgehen?

Im Physikunterricht lernen schon Kinder etwas über den sogenannten Energieerhaltungssatz. Dieser besagt, dass sich eine bestimmte Menge an Energie in einem geschlossenen System nicht einfach ändern kann. Das heißt, dass ein Teelicht immer die gleiche Wärme abgibt, ganz egal, ob sich nun ein Blumentopf darüber befindet oder nicht. Die Heizleistung liegt hier stets zwischen 30 und 40 Watt.

Verfechter der Form des Heizens führen allerdings an, dass es einen Unterschied mache, ob die Kerze eine kleine Fläche wie dies Tontopfs erwärme, die ihrerseits Wärme in den Raum lasse, als wenn sich jemand einfach nur vor eine brennende Kerze setze. Inzwischen gibt es vor allem im Internet teils leidenschaftliche Diskussionen zu diesem Thema und das Heizen mit Kerzen spaltet die Menschen, die Heizenergie sparen wollen, in zwei Lager.

Sicherlich lassen sich je nach verwendetem Teelichtofen Unterschiede feststellen, was die Erwärmung der jeweiligen Räume angeht. Kritiker gehen davon aus, dass es sich vor allem um die Wohlfühlwärme handelt, die weniger mit dem Thermometer als vielmehr mit dem eigenen Gefühl gemessen wird. ( Foto: Adobe Stock - benjaminnolte )

Sicherlich lassen sich je nach verwendetem Teelichtofen Unterschiede feststellen, was die Erwärmung der jeweiligen Räume angeht. Kritiker gehen davon aus, dass es sich vor allem um die Wohlfühlwärme handelt, die weniger mit dem Thermometer als vielmehr mit dem eigenen Gefühl gemessen wird. ( Foto: Adobe Stock – benjaminnolte )

 

Diese Probleme können beim Heizen mit Kerzen auftreten

Kritiker sehen den Trend sehr skeptisch und weisen vor allem auf die Gefahren hin, die beim Heizen mit Kerzen entstehen können:

  • Höhere Brandgefahr

    Dieses Risiko liegt auf der Hand: Natürlich ist die Brandgefahr bei offen brennenden Kerzen größer, als wenn lediglich die Heizung auf eine andere Stufe gedreht wird. Das Problem beim Heizen mit Kerzen ist aber, dass hier meist nicht nur eine Kerze aufgestellt wird, die im Auge behalten werden muss, sondern dass es meist mehrere Exemplare sind, die brennen.

    Einen ähnlichen Effekt kennt jede Feuerwehr, wenn es auf die Weihnachtszeit zugeht und die ersten Adventskerzen leuchten. So viele Einsätze wie in dieser Zeit verzeichnet die Feuerwehr vor allem in Städten das ganze Jahr über nicht. Experten raten daher dazu, Kerzen nicht unbeaufsichtigt zu lassen und sie vor allem auf eine feuerfeste Unterlage zu stellen.

  • Schlechtere Raumluft

    Es ist längst bekannt: Kerzen verschlechtern die Raumluft durch die beim Verbrennen entstehenden Schadstoffe. Experten gehen davon aus, dass häufiges Einatmen des Rauchs, der beim Auspusten einer Kerze entsteht, ein ähnlich hohes Risiko für bestimmte Erkrankungen birgt wie jahrelanges Rauchen.

    Vor allem die billigen Kerzen unbekannter Herkunft zeichnen sich durch ihre besonders hohe Schadstoffbelastung aus. Es ist somit ratsam, beim Kauf der Kerzen nicht auf den Preis, sondern auf das RAL-Gütezeichen Kerzen zu achten. Diese Kerzen beinhalten keine schädlichen Stoffe oder weisen nur sehr geringe Anteile daran auf. Für das Heizen mit Kerzen bedeutet das, dass ein regelmäßiges Lüften essenziell ist. Das sorgt aber für ein ständiges Abkühlen der Räume und führt den gewünschten Effekt der Teelichtöfen ad absurdum.

  • Hochwertige Kerzen sind teuer

    Wer nicht auf Billigkerzen setzen will, muss tief in die Tasche greifen. Hochwertige Kerzen gehen richtig ins Geld! Damit ist die Idee, beim Heizen mit Kerzen Geld zu sparen, nicht mehr wirklich umsetzbar. Schnell kommen einige Euro am Tag für die Kerzen zusammen. Das höhere Brandrisiko in Verbindung mit diesen Kosten lässt den Teelichtofen nicht mehr wirklich attraktiv erscheinen.

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